Frankfurt,
08
Januar
2024
|
12:37
Europe/Amsterdam

Einzelhandelsimmobilieninvestmentmarkt mit schwächstem Jahr seit 2009

  • Investmentvolumen von 5,4 Milliarden Euro – 43 Prozent unter dem Niveau des Vorjahreszeitraums
  • Spitzenrenditen stiegen in den letzten zwölf Monaten je nach Segment um 0,4 bis 1,0 Prozentpunkte
  • Objekte aus der Gruppe der Fach- und Lebensmittelmärkte und Fachmarktzentren kamen auf einen Anteil am Transaktionsvolumen von 59 Prozent

2023 verzeichnete der deutsche Einzelhandelsimmobilieninvestmentmarkt ein Transaktionsvolumen von 5,4 Milliarden Euro. Im Vergleich zu 2022 ist das ein Rückgang um 43 Prozent. Auf die Top-7-Städte entfielen 33 Prozent des Transaktionsvolumens, acht Prozentpunkte mehr als noch 2022. Dies ist das Ergebnis einer aktuellen Analyse des globalen Immobiliendienstleisters CBRE.

Jan Schönherr, Head of Retail Investment

Während sich der Einzelhandel trotz der milden Rezession 2023 stabil entwickelte, spiegelte sich die allgemeine Zurückhaltung am Immobilieninvestmentmarkt auch bei Einzelhandelsimmobilien wider.

Jan Schönherr, Head of Retail Investment
Dr. Jan Linsin, Head of Research

Vor allem die stark gestiegenen Finanzierungskosten und Renditen bei Alternativanlagen bremsten im vergangenen Jahr den deutschen Immobilieninvestmentmarkt in seiner gewohnt hohen Dynamik aus.

Dr. Jan Linsin, Head of Research

Die zuletzt wieder rückläufigen Finanzierungszinsen und moderateren Renditen für festverzinsliche Wertpapiere sorgen für mehr Planungssicherheit und eine höhere Attraktivität von Immobilieninvestments.

Fachmärkte im Fokus der Investoren

Erneut hatten Immobilien aus dem Segment der Fach- und Lebensmittelmärkte inklusive der Nahversorgungs- und Fachmarktzentren den größten Anteil am Transaktionsgeschehen. Auf sie entfielen 59 Prozent des Transaktionsvolumens – elf Prozentpunkte mehr als noch 2022. Damit rangieren diese Handelsimmobilientypen in der Beliebtheit der Investoren auf einem ähnlichen hohen Niveau wie im Jahr 2021, als mit einem Anteil von 60 Prozent ein Spitzenwert erreicht wurde. Auch 1A-Einzelhandelsimmobilien konnten ihren Anteil ausbauen. Im Vorjahresvergleich sogar noch deutlicher – von 15 Prozent auf 31 Prozent und damit auf den höchsten Anteil seit 2018. Der Anteilserwerb an verschiedenen Trophy-Immobilien wie des KaDeWe, des Ensemble MYND & Galeria Weltstadthaus oder auch an acht Warenhäusern der Signa Prime Selection haben zu diesem hohen Anteil beigetragen. Shopping-Center hingegen spielten 2023 praktisch keine Rolle. Ihr Anteil am bereits insgesamt zurückgegangenen Transaktionsvolumen belief sich auf lediglich knapp fünf Prozent – im Vorjahr waren es – bedingt durch verschiedene Sondereffekte aber auch einzelne Leuchtturmtransaktionen – noch 29 Prozent. „Während es 2023 am Markt für Shopping-Center kaum Dynamik gab, erwarten wir 2024 jedoch eine deutlich größere Bewegung am Transaktionsmarkt für Einkaufszentren“, sagt Schönherr.

2023 konnten internationale Investoren ihren Anteil am Transaktionsmarkt um 22 Prozentpunkte auf 53 Prozent deutlich ausbauen. Das unterstreicht, dass insbesondere Investoren aus dem Ausland von den resilienten Fundamentaldaten der deutschen Wirtschaft und deren Immobilienbranche überzeugt sind. „Wir gehen davon aus, dass das internationale Interesse an deutschen Einzelhandelsimmobilien auch im Jahr 2024 bestehen bleibt. Denn der Einzelhandel zeigte bereits 2023 eine große Stabilität, das Wachstums des Onlinehandels wurde gebremst und die Renditen für internationale Investoren sind wieder attraktiver geworden“, so Schönherr.  

Renditen stiegen 2023 weiter an

Anne Gimpel, Team Leader Valuation Advisory Services

Die Nettoankaufsrenditen für Einzelhandelsimmobilien legten 2023 – analog den übrigen Immobilienassetklassen – in allen Segmenten zu“, erklärt Anne Gimpel, Team Leader Valuation Advisory Services bei CBRE in Deutschland.

Anne Gimpel, Team Leader Valuation Advisory Services

So lag die Spitzenrendite für 1A-Handelsimmobilien im Durchschnitt der Top-7-Städte Ende 2023 bei 4,84 Prozent. Im Vergleich zu Ende 2022 ist das ein Anstieg um 0,95 Prozentpunkte. 0,3 Prozentpunkte dieses Anstiegs entfielen dabei auf das vierte Quartal von 2023. Im Vergleich dazu legten im letzten Quartal die Spitzenrenditen von Shopping-Centern an A- und B-Standorten etwas stärker zu: um 0,4 beziehungsweise um 0,35 Prozentpunkte auf 5,9 und 7,2 Prozent. Über das Gesamtjahr 2023 stiegen die Werte somit um 0,8 beziehungsweise um 0,7 Prozentpunkte. Sowohl Lebensmittelmärkte als auch Fachmarktzentren verzeichneten im zweiten Halbjahr von 2023 keine Ausweitung der Spitzenrenditen. Im gesamten Jahresverlauf stieg die Spitzenrendite von Lebensmittelmärkten jedoch um 0,4 Prozentpunkte auf 4,7 Prozent und diejenige von Fachmarktzentren um 0,7 Prozentpunkte auf fünf Prozent. Dennoch zeichnet sich hier, sowie bei den auf Jahressicht um 1 Prozentpunkt auf aktuell 5,75 Prozent gestiegenen Nettoanfangsrenditen für erstklassige Baumärkte eine Stabilisierung ab.

Ausblick auf 2024

2024 lässt sich von einem eher verhaltenen Start zu Beginn des Jahres ausgehen, wobei das Transaktionsgeschehen im weiteren Jahresverlauf an Dynamik gewinnen wird. Den im Handelsbereich aktiven Investoren werden sich über das Gesamtjahr in allen Risikostrukturen und Subassetklassen attraktive Anlagenmöglichkeiten bieten, erwartet Schönherr. „Welches Volumen der Investmentmarkt für Einzelhandelsimmobilien für das Gesamtjahr erreichen wird, lässt sich aktuell nur schwer prognostizieren. Denn dies hängt zu einem großen Teil von den Erfolgen der Refinanzierungen ab und inwieweit beziehungsweise zu welchem Zeitpunkt auch wieder die nationalen institutionellen Investoren ihre Investitionsbereitschaft deutlich erhöhen werden.“

„Der geldpolitische Straffungskurs der EZB entfaltet mehr und mehr seine Wirkung, sodass der Zinserhöhungszyklus einen Hochpunkt erreicht haben könnte und mehr Planungssicherheit bei Investitionsentscheidungen ermöglicht. Im Gegenzug zu vielen anderen Marktteilnehmern warnen wir jedoch davor, von einer baldigen Senkung der Leitzinsen auszugehen, denn von der EZB sind weiterhin anhaltend vorsichtige Töne zu hören – sie scheint von der Hartnäckigkeit der Inflation überzeugt“, gibt Linsin zu bedenken.

„Vor dem Hintergrund der sich weiter stabilisierenden Finanzierungskonditionen dürften 2024 die Immobilienrenditen ihre Auftriebstendenzen größtenteils hinter sich haben“, prognostiziert Gimpel.

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Ansprechpartner

Jan SchönherrAnne Gimpel
CBRE GmbHCBRE GmbH
Head of Retail InvestmentTeam Leader Valuation Advisory Services
+49 30 726145-153+49 30 726145-158
jan.schoenherr@cbre.comanne.gimpel@cbre.com
  
Dr. Jan Linsin 
CBRE GmbH 
Head of Research Germany 
+49 69 17 00 77 404 
jan.linsin@cbre.com 

Über CBRE

CBRE Group, Inc. (NYSE:CBRE), ein Fortune 500- und S&P 500-Unternehmen mit Hauptsitz in Dallas, ist das weltweit größte Immobiliendienstleistungs- und Investment-Unternehmen – in Bezug auf den Umsatz im Geschäftsjahr 2022. Mit mehr als 115.000 Mitarbeitern (exkl. Turner & Townsend Mitarbeiter) in über 100 Ländern bietet das Unternehmen ihren vielfältigen Kunden integrierte Dienstleistungen über den gesamten Immobilien-Lebenszyklus: von der strategischen und technisch-wirtschaftlichen Beratung wie u. a. beim An- und Verkauf oder der An- und Vermietung, über die Entwicklung, Verwaltung und Bewertung von Immobilien bis hin zum Transaktions-, Projekt-, Facility- sowie Investment-Management.

Seit 1973 ist CBRE Deutschland mit seiner Zentrale in Frankfurt am Main vertreten, weitere Niederlassungen befinden sich in Berlin, Düsseldorf, Essen, Hamburg, Köln, München und Stuttgart. www.cbre.de